Riester- und Rürup-Renten: Zwei Prozent sollten es schon sein

Riester- und Rürup-Renten: Zwei Prozent sollten es schon sein

Wie hoch ist der Kundennutzen bei Riester und Rürup?

24.01.2024

  • Die BaFin sagt, dass Lebens- und Rentenversicherungen zur Vorsorge „einen angemessenen Nutzen“ für Kund*innen haben müssen. Finanzwende Recherche hat nachgeschaut, wie es damit bei staatlich geförderten Riester- und Rürup-Produkten ausschaut.
  • Als wesentliches Kriterium für den Kundennutzen bei langfristigen Verträgen definiert Finanzwende Recherche eine Renditeerwartung von mindestens 2 Prozent, also einen kleinen Inflationsausgleich. Anders gesagt: Versicherte sollten mit ihrer Riester- oder Rürup-Rente wenigstens keinen Verlust machen.
  • Die weit überwiegende Mehrzahl der untersuchten 111 Riester- und Rürup-Rentenversicherungen erfüllen das Kriterium nicht. Im Schnitt bleiben die Förderrenten deutlich unter der Zwei-Prozent-Marke. Vor allem in der zweiten Vertragsphase, der Rentenzeit, schneiden viele schwach ab.

Als Deutschlands oberster Finanzaufseher, Mark Branson, zum Versicherungstag der Finanzaufsicht BaFin im August 2023 an das Rednerpult trat, formulierte er bemerkenswert klar: Kundinnen und Kunden brauchten Anbieter, die ihnen „ein passendes Produkt zu einem fairen Preis“ anbieten. Und weil man das aus Erfahrung nicht nur dem Markt überlassen könne, richte die Aufsicht ihren Fokus künftig stärker auf die Produkte und deren Vertrieb.

Bransons Worte dürften manchem Unternehmensvorstand noch heute in den Ohren klingen. Seine Rede markierte einen Wendepunkt: von einer eher formalen Aufsicht hin zu einer qualitätsorientierten. So wollen die Aufseher*innen nun prüfen, ob Lebens- und Rentenversicherungen zur Vorsorge für Kund*innen „einen angemessenen Nutzen“ liefern.

Das Vorhaben hat die BaFin im Merkblatt 01/2023 niedergelegt, wo sie Erwartungen an die Unternehmen formuliert. Im Zentrum stehen die Kund*innen. Es geht im Kern um „value for money“ – kurzum: ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis.

So viel Aufmerksamkeit kann den Versicherern kaum recht sein. Doch EU-Regelungen, die europäische Aufsichtsbehörde EIOPA und die neue BaFin-Direktive nehmen sie nun in die Pflicht. Bleibt nur die Frage: Was ist ein angemessener Kundennutzen?

Kundennutzen – na klar. Aber was ist das eigentlich?

Finanzwende Recherche beantwortet diese Frage aus Kundensicht und mit einer einfachen Formel: Wer in langfristige Vorsorgeverträge investiert, darf erwarten, dass diese die Produktkosten und einen kleinen Inflationsausgleich von 2 Prozent erwirtschaften. Eine Inflation von 2 Prozent entspricht dem Zielwert der Europäischen Zentralbank.

Die Messlatte liegt damit nicht hoch. Für Kund*innen bedeutet die Zwei-Prozent-Marke: Sie vermeiden einen realen Verlust. Mehr nicht.

Die deutschen Lebensversicherer, die mehr als 1.000 Milliarden Euro an Kundenvermögen verwalten, tun sich hingegen schwer damit, ihre Leistungen anhand harter Zielgrößen messen zu lassen. Eine Renditeerwartung oberhalb der Inflation sei nur „ein Kriterium unter vielen, aber nicht das allein ausschlaggebende und immer zu erfüllende Merkmal“, erklärte etwa der Versichererverband GDV. Hauptziel der Altersvorsorge sei ein stabiles, lebenslanges Einkommen.

Das mag sein. Nur: Wer würde in einen Vorsorgevertrag investieren, wenn er davon ausgehen muss, dass er damit real Geld verliert?

Schließlich geht es bei Rentenversicherungen für Verbraucher*innen darum, was sie aus ihrem Ersparten machen können – ist es viel, sichert es den Lebensstandard im Alter. Ist es wenig, sieht es bescheidener aus. Sprich: Es zählt, was als Rente rauskommt.

Bei staatlichen Förderrenten stehen die Karten schlecht

Bei staatlich geförderten Produkten wie Rürup- und Riester-Renten stehen die Chancen der Kund*innen allerdings eher schlecht. Das zeigen Berechnungen von Finanzwende Recherche auf Basis der offiziellen Muster-Informationsblätter für Tarife, die im zweiten Halbjahr 2023 angeboten wurden. Untersucht wurden mögliche Renditen von 22 Riester- und 89 Rürup-Angeboten über die gesamte Laufzeit hinweg – also vom Vertragsabschluss bis zum Lebensende. Das Ergebnis ist eindeutig: Fast kein Angebot aus dem vergangenen Sommer schaffte es, die 2-Prozent-Hürde zu nehmen. Im Schnitt bleiben typische Förderrenten mit 0,8 beziehungsweise 1,0 Prozent Rendite deutlich darunter.

Bei den Angeboten wird demnach ein echter Kundennutzen über den gesamten Vertrag hinweg nur selten erreicht – jedenfalls dann, wenn man mit den maximalen Kosten rechnet, die für die Muster-Informationsblätter vorgeschrieben sind. Sie stellen eine Kosten-Obergrenze dar, die nicht immer erreicht werden muss. Doch selbst wenn es bei den Kosten besser laufen sollte, ist das keine Garantie, die Ziellinie von 2 Prozent zu erreichen. Viele Produkte schneiden nämlich deshalb schlecht ab, weil die Versicherer in der Rentenzeit mit einer hohen Lebenserwartung kalkulieren.

Schaubild Sparzeit und Rentenzeit: Wie Riester- und Rürup-Renten funktionieren

Kapital auszahlen lassen? Oft nicht drin

Das Dumme ist: Anders als bei privaten Rentenverträgen funktioniert das beliebte Konzept „Erst sparen, dann Kapital zu Rentenbeginn auszahlen lassen“ bei staatlich geförderten Riester- und Rürup-Angeboten häufig nicht. Dort erhalten Versicherte ihr Geld in aller Regel in Form einer Rente zurück – jedenfalls dann, wenn sie finanzielle Nachteile vermeiden wollen.

Bei Rürup-Renten ist die Umwandlung des ersparten Kapitals in eine Rente sogar strikt vorgeschrieben. Und genau da liegt die Krux: Während in der Sparphase immerhin noch die Mehrzahl der Verträge die gewünschte Rendite von 2 Prozent erreicht, schafft das in der Rentenphase kein einziges Angebot. In der Gesamtschau – also über die gesamte Laufzeit hinweg – erreichen gerade mal zwei Tarife die Zielmarke.

Die Rentenzeit ruiniert die Rendite: In der Sparzeit beträgt die Rendite der untersuchten Rürup-Angebote im Schnitt 2,1 Prozent. In der Rentenzeit hingegen -0,1 Prozent. Das ergibt eine Gesamtrendite von 1,0 Prozent.

Riester-Renten schnitten noch schlechter ab: Hier nimmt zum Ende der ersten Phase – der Sparzeit – nur knapp ein Viertel der Tarife die 2-Prozent-Hürde. In der darauf folgenden Rentenzeit fallen die Erträge dann bestenfalls marginal aus. In der Gesamtschau über Spar- und Rentenzeit hinweg lag die mittlere Rendite der untersuchten Angebote klar unter 1 Prozent. Einzig der Volkswohl Bund sticht mit seinem Tarif aus dem Feld heraus – und kommt mit einer Gesamtrendite um 1,8 Prozent der Zielmarke zumindest nahe.

Woran liegt es, dass die Ergebnisse derart mau ausfallen?

Die kurze Antwort lautet: Oft verhagelt die Rentenzeit mit geringen Auszahlungen und einer schlechten Renditeerwartung das Ergebnis. Wir finden: Die Kundschaft darf auch in der Rentenzeit einen kleinen Inflationsausgleich erwarten, wenn professionelle Kapitalanleger*innen wie Versicherer ihr Vermögen verwalten.

Im Verkauf spielt der Kundennutzen kaum eine Rolle

Die schwachen Leistungen der Versicherer in der Rentenzeit verstecken sich hinter blumigen Werbeslogans. Die lebenslangen Renten seien „ein Kernelement der geförderten privaten Altersvorsorge“ und für Menschen eine „Absicherung, auf die sie sich verlassen können“, heißt es da. Ob sich das Geschäft für die Kundschaft lohnt, spielt keine Rolle.

Ähnlich sieht es im Verkauf aus. Rund 242.000 staatlich geförderte Riester- und Rürup-Renten verkauften die Versicherer im Jahr 2022. Ihre Vertriebsleute stellen bei Riester-Renten gern die staatlichen Zulagen heraus oder werben mit einem „Steuergeschenk“ für Rürup-Verträge. Das ist der Verkaufsmotor.

Richtig ist: Die staatliche Förderung kann die persönliche Kundenrendite in bestimmten Fällen deutlich verbessern, etwa bei Kinderreichen mit entsprechend hohen Riester-Zulagen oder bei selbstständigen Rürup-Sparer*innen. Richtig ist aber auch: An den schwachen Gesamtleistungen der Produkte ändert das nichts.

Was zählt? Anlageerfolg, Kosten und Rentenkonditionen

Um die Renditeerwartung von Förderrenten einzuschätzen, hilft ein Blick auf die großen Hebel. In aller Kürze: Eine erfolgreiche Kapitalanlage ist über die gesamte Laufzeit des Vertrages wichtig. In der Sparphase wird diese erwirtschaftete Rendite vor allem durch Kosten gemindert, in der Rentenphase durch aus Verbrauchersicht ungünstige Annahmen zur Lebenserwartung.

Ein guter Anlageerfolg ist der Motor für den Ertrag – unabhängig davon, ob in Fonds oder beim Versicherer angelegt wird. Beim Versicherer springt derzeit nicht viel heraus, weil der größte Teil des Kundengeldes sicher und festverzinslich angelegt wird. Für das Jahr 2022 weist der Gesamtverband der Versicherer eine Nettoverzinsung von knapp 2,2 Prozent aus. Das ist nicht viel in Zeiten, wo Festgelder schon wieder bis 4 Prozent und solide 10-jährige Bundesanleihen bis 2,6 Prozent bringen.

Die zweite wichtige Stellschraube sind die Kosten, weil sie die Rendite oft empfindlich schmälern. Darunter fallen etwa Ausgaben für Provisionen, Verwaltung oder die Kapitalanlage. Je mehr für Kosten draufgeht, desto weniger bleibt zum Sparen übrig. In den Muster-Informationsblättern, anhand derer Kund*innen vergleichen sollen, müssen die Unternehmen die maximalen Kosten ausweisen.

Streit um die Kosten: Worauf können sich Kund*innen verlassen?

Versicherer und Vermittler*innen beklagen in Diskussionen rund um Riester und Rürup mitunter, es sei nicht fair mit den höchstmöglichen Kosten zu rechnen, weil die tatsächlichen Kosten unter den ausgewiesenen Werten in den Muster-Informationsblättern liegen können. Das ist korrekt – mit Betonung auf dem Wort „können“. Sicherheiten für niedrigere Kosten haben Kund*innen nämlich nicht.

Aus Kundensicht ist der schlechteste Fall daher die richtige Annahme. Es ist nämlich der einzige sichere Wert, an dem sich Versicherte orientieren können, und für die offiziellen Musterblätter zudem via Verordnung vorgegeben. Finanzwende Recherche hat die Vertragsrenditen auf Basis der Maximalkosten nach Modellrechnung berechnet.

Ohnehin ist die Kritik der Versicherer an den Maximalkosten wohlfeil. Als Produktgeber halten sie das Heft des Handelns schließlich selbst in der Hand. Sie entscheiden, welche Fonds in ihrem Anlageuniversum landen. Wer als Versicherer eigene Kosten reduziert, teure Fonds aus der Auswahl rauswirft und kostengünstige ETFs anbietet, sieht auch im Musterblatt besser aus – und tut Kund*innen gleichzeitig einen Gefallen.

Nach 30 Sparjahren kommen rund 50.000 Euro zusammen

Anstatt das Thema Kosten endlich anzugehen, stellen die Versicherer aber bei Fondspolicen viel lieber die möglichen Chancen bei der Kapitalanlage heraus. Ob sich diese Chancen realisieren, ist jedoch ungewiss. Die maximalen Kosten hingegen stehen von vornherein fest.

Vielfach fehlt es schlicht an Kostendisziplin. Bei erfolgreicher Kapitalanlage steigen nämlich auch die Abzüge – teilweise so stark, dass sie die bessere Performance zunichtemachen. Eine Auswertung zeigt: Bei typischen Rürup-Verträgen macht es kaum einen Unterschied, ob die angenommene Wertentwicklung bei 4 oder 5 Prozent liegt – nach Kosten bleiben durchschnittlich 2,1 Prozent übrig.

Von der Anlagerendite und den Kosten in der Sparphase hängt wesentlich ab, wieviel Geld zum Ende der Sparzeit auf dem Konto ist: Im untersuchten Fall fließen 30 Jahre lang monatlich rund 100 Euro auf den Vertrag – insgesamt rund 36.000 Euro. Bei Riester-Verträgen kommen Kund*innen damit im Schnitt auf ein Kapital von rund 47.000 Euro, bei Rürup-Renten mit einer risikoreicheren Anlage sind es gut 50.000 Euro.

Die Auszahlung als Rente ist der Normalfall…

Das Ersparte wird zum Rentenbeginn mit 67 dann in eine lebenslange Rente umgewandelt. Das ist bei staatlichen geförderten Riester- und Rürup-Rentenversicherungen der Standard.

Aus den ersparten 46.700 Euro wird bei den untersuchten typischen Riester-Verträgen im Mittel dann eine Monatsrente in Höhe von 121 Euro, aus 50.200 Euro Kapital bei typischen Rürup-Verträgen fließen lebenslang monatlich 130 Euro an den Versicherten zurück. Deutlich bessere Werte von teils über 200 Euro stellen nur Verträge in Aussicht, die im Muster-Informationsblatt offenbar schon zukünftige Überschüsse in der Rentenzeit mit einrechnen.

In der zweiten Vertragsphase – der Rentenzeit – kommt es für Kund*innen erneut auf gute Konditionen an. Dazu zählen vor allem faire Annahmen zur Lebenserwartung. Bei den untersuchten Riester- und Rürup-Tarifen sind die Aussichten aber denkbar gering, in der Rentenzeit die Zwei-Prozent-Hürde zu nehmen. Viele Angebote schaffen nur mühsam ein kleines Plus von zum Beispiel 0,2 Prozent, viele bleiben sogar unter der Nulllinie.

Obgleich die Versicherer sich viel auf ihre lebenslangen Renten zu Gute halten, machen sie also ausgerechnet bei der Verrentung keine gute Figur. Die aktuellen Konditionen für die Rentenzeit sind für sehr viele Kund*innen nicht attraktiv.

Viel Kapital, wenig Rendite: Nach 30 Jahren können Kund*innen bei Riesterangeboten auf ein 5-stelliges Sparkapital hoffen: 46.700 € Sparkapital. Die lebenslange Monatsrente im Ruhestand fällt aber bescheiden aus: 121 €.

… doch die Renten-Renditen sind eine Blackbox

Bisher wurde die Rentenzeit allseits wenig beachtet. Für die allermeisten Versicherten war der Ruhestand noch weit weg. Und um die mögliche Renten-Rendite zu messen, sind komplexe Berechnungen nötig. Schließlich weiß niemand vorab, ob er früh stirbt oder ob er so alt wird wie Johannes Heesters (108 Jahre).

Genau dieses Risiko versprechen die Versicherer zu managen, indem sie große Kollektive mit vielen Kund*innen bilden. Bei einer großen Anzahl von Versicherten lässt sich nämlich besser abschätzen, wie viele in einem Jahr versterben und wie viele weiterleben. Außerdem wird das ungenutzte Vermögen der Verstorbenen an die Überlebenden weitergereicht.

Rentenversicherte wetten also darauf, dass sie lange leben. Wer uralt wird, gehört zu den Gewinner*innen. Wer früh stirbt, hat verloren.

Ab 99 Jahren kommen Kund*innen ins Verdienen

Auf faire Renten-Konditionen kommt es aber für alle an. Diesen Anspruch erfüllt den Berechnungen zufolge jedoch fast kein Vertrag, insbesondere für Männer sieht es schlecht aus. Dass Frauen besser abschneiden, liegt nicht daran, dass sich die Versicherungsbranche der Frauenförderung verschrieben hätte. Frauen leben durchschnittlich schlicht länger als Männer, nach unserem Modell ganze vier Jahre. Sie beziehen also auch länger Rente.

Klar ist: Wenn Sparende im Schnitt ein Alter von 99 Jahren (Riester-Angebote) oder gar 100 Jahren (Rürup-Angebote) erreichen müssen, um die eingezahlten Beträge samt 2 Prozent Zins wieder herauszubekommen, ist die Verrentung für sehr viele ein schlechtes Geschäft.

Wie alte Kund*innen werden müssen, um das eingezahlte Geld inflationsbereinigt zurückzuerhalten: 99 Jahre bei Riester-Angeboten. 100 Jahre bei Rürup-Angeboten.

Häufig sind lebenslange Einkünfte allzu teuer erkauft

Angesichts solcher Zahlen taugen die kleinen Garantien der Versicherungsgesellschaften bestenfalls als Trostpflaster. Oft wird Kund*innen nur mehr eine Mindestrente ab dem Alter 67 garantiert – und die fällt, wie der Name schon andeutet, minimal aus. So stellt die Allianz bei ihrem Rürup-Tarif „Indexselect“ zwar 143 Euro Monatsrente in Aussicht, sicher sind aber nur rund 90 Euro.

Die Lebensversicherer halten dagegen. Sie würden ihrer Kundschaft als einzige lebenslange Einkünfte sichern. Das stimmt. So lange Versicherer jedoch Verträge mit dem Siegel „staatlich gefördert“ vertreiben und die monatliche Rente arg gering ausfällt, ist die Sicherheit einer lebenslangen Zahlung für viele allzu teuer erkauft.

Ausnahmen von der Regel gibt es natürlich – etwa Menschen, die im Alter keine Rente oder andere regelmäßige Einkünfte wie Mieteinnahmen erhalten, um die Lebenshaltung abzusichern. Für sie kann eine lebenslange Rente die passende Wahl sein, trotz mauer Konditionen. In solchen Fällen liefert die Renditeerwartung wichtige Hinweise zur Produktqualität, auch wenn sie nicht als einziges Kriterium für die persönliche Vertragsauswahl taugt. Weitere Bedingungen – wie faire Klauseln – müssen hinzukommen.

Bestandskund*innen stehen oft etwas besser da

Bestandskund*innen mit einem von 13 Millionen bereits laufenden Riester- und Rürup-Verträgen haben oft noch bessere Konditionen als die der derzeitigen Angebote. Die meisten von ihnen werden ihr Erspartes wohl in eine lebenslange Rente ummünzen – weil sie es bei einem Rürup-Vertrag ohnehin müssen oder als Riesterkund*innen, weil sie die Förderung nicht zurückzahlen wollen.

Zumindest lässt sich vor Rentenbeginn für Versicherte noch ein bisschen was retten – zum Beispiel mit der Wahl einer möglichst hohen Anfangsrente. Das ist oft von Vorteil, wie die Auswertung zeigt. Wer sich dafür entscheidet, holt das eingezahlte Geld samt 2 Prozent Zins teilweise zehn Jahre früher wieder heraus – dann im Alter von 89 oder 90 Jahren.

Gute Haushaltspolitik setzt klare Anforderungen

Zuletzt kamen in Berlin verschiedene Subventionen und Förderungen auf den Prüfstand – aus haushaltspolitischen Gründen. Da sollte auch für die geförderte Altersvorsorge beim Kundennutzen genauer hingeschaut werden. Denn wenn der Staat Vorsorgeprodukte fördert, ist nicht nur der Blick des einzelnen Sparenden wichtig, sondern auch die Perspektive der Steuerzahlenden. Hier sind Haushaltpolitiker*innen im Bundestag gefragt, nachzuschauen, ob die staatlich bezuschusste Vorsorge eigentlich einen Mehrwert generiert – für die Rentner*innen und den Staat.

Qualitätskriterien gelten schließlich auch bei anderen Subventionen. Wer als Senior beispielsweise sein Eigenheim in Hamburg mit Hilfe von Staatsgeld barrierefrei umbauen will, muss am Ende eine stufenlose Dusche und 80 Zentimeter breite Türen vorweisen. Warum sollte es für Rentenverträge, die gefördert werden wollen, nicht ebenfalls qualitative Anforderungen geben?

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