Verbraucherschutz

Verbraucherschutz

Finanzmärkte mit Tücken

02.02.2022

  • An den Finanzmärkten gibt es zwischen Verbraucher*innen und Unternehmen strukturelle Ungleichheiten, vielfach zum Nachteil der Erstgenannten.
  • Finanzieller Verbraucherschutz arbeitet dafür, das schiefe Spielfeld geradezurücken. Finanzwende Recherche veröffentlicht Studien, macht Vorschläge für fairere Regelungen und klärt auf.
  • Das Thema Basiskonto etwa zeigt, dass Kund*innen auch bei vermeintlich verbraucherfreundlicher Gesetzeslage nicht automatisch gut geschützt sind.

Haben Sie genau verstanden, wie eine Riester-Rente funktioniert oder was Ihr Fondssparplan kostet? Oder wann die Bank Sie aus dem Sparvertrag rauskicken darf? Wenn nicht, sind Sie zumindest in guter Gesellschaft. Denn dann gehören Sie wahrscheinlich zur großen Mehrheit in Deutschland.

Wenn Anleger*innen und Verbraucher*innen am Finanzmarkt unterwegs sind, starten sie in den allermeisten Fällen mit einem Nachteil. Im Regelfall verstehen sie weniger von den komplizierten und oft abstrakten Produkten als die Unternehmen – und bringen obendrein als Einzelperson auch weniger Ressourcen als ein Konzern mit. Kurzum: Das Informationsgefälle ist enorm, enttäuschte Erwartungen häufig.

Eines ist gewiss: Finanzprodukte sind oft komplex, teils risikoreich und meist schwer zu verstehen. Und wenn es Streit gibt, verfügen die Firmen meist über mehr Ausdauer und Geld, um ihre Interessen durchzusetzen. Verbraucher*innen fühlen sich daher allzu oft auf verlorenem Posten.

An den Finanzmärkten gibt es zwischen Kund*innen und Unternehmen also eine Reihe struktureller Ungleichheiten. Man könnte sagen: Das Spielfeld steht schief – und die Verbraucher*innen spielen öfter mal bergauf. Anleger- und Verbraucherschützer*innen versuchen daher die Position der Einzelpersonen zu stärken, im übertragenen Sinne also: das Spielfeld in die Horizontale zu bringen.

Finanzwende Recherche arbeitet für Verbesserungen im finanziellen Verbraucherschutz. Wir weisen beispielsweise mit Studien und Analysen auf Missstände hin, machen Vorschläge für fairere Regelungen und liefern Informationen zu Finanzthemen. Denn wer gut informiert ist, ist weniger anfällig für die Fallen der Finanzmärkte.

Die Riester-Rente – komplex und teuer

Ein gutes Beispiel für schwer verständliche Produkte ist die Riester-Rente, eine staatlich geförderte, privat finanzierte Form der Altersvorsorge. Im Jahr 2002 als Zusatzvorsorge zur gesetzlichen Rente eingeführt, wurden seither knapp 16,3 Millionen Riester-Verträge abgeschlossen.

Vorsorgeprodukte schließen Sparende nicht alle Tage ab. Für viele Menschen ist daher nicht leicht nachzuvollziehen, wie viel Geld wirklich in den Sparstrumpf wandert – und wie viel in die Kosten. Fehlende Transparenz und komplexe Produkte können so zu schlechter Altersvorsorge führen.

Bei vielen Riester-Produkten wie Versicherungen und Fondssparplänen fließen allerdings hohe Gebühren an die Unternehmen. Einer Auswertung von Riester-Versicherungen durch die Bürgerbewegung Finanzwende zufolge geht im Durchschnitt jeder vierte eingezahlte Euro in die Produktkosten.

Für die Altersvorsorge bleibt bei hohen Kosten wenig übrig, auch deshalb steht die Riester-Rente seit Jahren in der Kritik. Finanzwende Recherche hat sieben interessante Fakten zur Riester-Rente zusammengetragen. So können sich Verbraucher*innen zum Thema Riester informieren – und sich besser vor bösen Überraschungen schützen.

Provisionsberatung – Interessen im Clinch

Der Finanzbereich hat seine eigenen Tücken, das merken häufig schon Studierende. Auf diese Gruppe zielt der Finanzvertrieb MLP. Denn zukünftig gut verdienende Akademiker*innen mit Verträgen zu versorgen, rechnet sich für Finanzkonzerne. Vertragsabschlüsse mit jungen Menschen ermöglichen lange Geschäftsbeziehungen, lange Vertragslaufzeiten und im besten Fall auch langfristige Einnahmen.

Bezahlt werden Finanzvermittler*innen allerdings nicht für ihre Beratungsleistung, sondern für den Verkauf von Verträgen auf Provisionsbasis. Und darin liegt ein möglicher Interessenkonflikt: Denn Sparende wollen im Kern gut beraten werden und eine passende Produktempfehlung. Im Vertrieb geht es hingegen um Umsatz und Provisionen. Das geht nicht immer zusammen.

Bei der Finanzberatung auf Provisionsbasis besteht also die Gefahr falscher Anreize. Wer sich zuvor wenig mit Finanzprodukten beschäftigt hat, gerät auf diesem Weg leicht an ein nachteiliges Produkt oder an eines mit hohen Kosten.

Um gerade junge Kundschaft anzusprechen, verschafft sich MLP mit Hochschulteams und Uni-Kooperationen die Kontaktdaten von Studierenden direkt am Campus. Die Umgebung an der Universität vermittelt dabei Vertrauen und Seriosität. Finanzwende Recherche hat einen Bericht zum System MLP verfasst.

Aufklärung hilft. Denn wer das Geschäftsmodell der Finanzvertriebe und mögliche Fallstricke kennt, hakt vor der Vertragsunterzeichnung eher nochmal nach.

Das Basiskonto – wenn die Aufsicht nicht aufsieht

Und selbst dann, wenn verbraucherfreundlichere Gesetze erlassen werden, sind Verbraucher*innen nicht automatisch gut geschützt. Ein Beispiel hierfür ist das sogenannte Basiskonto. Seit 2016 soll das Basiskonto einkommensschwachen Menschen den Zugang zu Bankgeschäften sichern. Schließlich benötigt jede Person ein Konto für Alltagsgeschäfte, zum Beispiel für die Mietüberweisung.

Zielführend sind verbraucherfreundliche Gesetze allerdings nur, wenn sie halten, was sie versprechen. Das ist beim Basiskonto nicht der Fall. Banken dürfen laut Gesetz weiterhin ein „angemessenes“ Entgelt erheben – und Haushalte mit unregelmäßigem Einkommen zahlen häufig besonders viel Gebühren. Faktisch wird ihnen der Kontozugang dadurch oft verwehrt.

Auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) greift bisher nicht ein, um den Missstand überhöhter Gebühren beim Basiskonto zu beenden. Stattdessen lässt sie die Banken gewähren. Unsere Analyse zu dem Thema Basiskonto.

Die Themen Riester-Rente, Provisionsverkauf und Basiskonto zeigen, wie wichtig finanzieller Verbraucherschutz ist – und zwar völlig unabhängig davon, ob jemand nun jung oder alt ist, studiert hat oder vermeintlich schon gesetzlich geschützt.

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Der Finanzkonzern, der auf Provisionsbasis Finanzverträge unter anderem an Studierende vermittelt, steht für seine Vermittlungsmethoden an junge Menschen seit Jahren in der Kritik. In Kooperation mit Universitäten bietet MLP kostenlose Seminare an, die zum Verkauf von Finanzprodukten dienen.

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