Banken und Schattenbanken

Banken und Schattenbanken

17.02.2022

  • Banken kommt unter anderem bei der Kreditvergabe eine zentrale Rolle zu.
  • Doch von Banken und Schattenbanken geht auch eine immense Gefahr für die Finanzstabilität aus.
  • Finanzwende Recherche veröffentlicht Studien zum Thema, bereitet Informationen für die Öffentlichkeit auf und macht Verbesserungsvorschläge.

Vor mehr als zehn Jahren sind in der Finanzkrise Banken umgefallen wie Dominosteine und mussten staatlich gerettet werden. Allein in Deutschland wurden über 70 Milliarden Euro mobilisiert, um deutsche Banken zu stabilisieren. Die ganzen Folgekosten für die Wirtschaftserholung sind da noch nicht einmal mit eingerechnet.

Die Finanzkrise war Anlass für eine strengere Regulierung von Banken, doch viele Reformen wurden gar nicht oder nur teilweise umgesetzt, nicht zuletzt aufgrund erfolgreicher Interventionen der Finanzlobby. Gleichzeitig wuchs die Größe und Gefahr von Schattenbanken weiter. Diese entziehen sich immer wieder der Aufsicht und Regulierung.

Kein Wunder, dass das internationale Finanzsystem so im März 2020 wieder kurz vor dem Zusammenbruch stand. Die Finanzierungsbedingungen für zahlreiche Unternehmen und viele Staaten waren so schlecht, dass diese nicht die Kredite aufnehmen konnten, die sie zur Bewältigung der Krise dringend benötigten. Die Zentralbanken intervenierten mit Rettungsprogrammen, die selbst die Maßnahmen von 2008 in den Schatten stellten.

Für ein faires und nachhaltiges Finanzsystem braucht es nach Ansicht vieler Expert*innen eine andere Regulierung bei Banken und Schattenbanken. Finanzwende Recherche arbeitet deshalb an Verbesserungsvorschlägen, sammelt Informationen und bereitet sie für die Öffentlichkeit auf.

Banken krisenfest machen

Der Hauptgrund für die Krise 2008 war die extreme Überschuldung der Banken oder – spiegel­bildlich – ihr zu geringes Eigenkapital. Unternehmen gehen dann pleite, wenn sie ihre Schulden nicht mehr bedienen können. Der wichtigste Schutz gegen eine Pleite ist daher ausreichendes Eigenkapital. Deswegen wird oft eine Schuldenbremse für Banken vorgeschlagen. Das heißt, Banken müssen mindestens zehn Prozent der Bilanzsumme als Eigenkapital vorweisen können.

In der Corona-Krise wurden die Banken bis jetzt nicht zum Systemrisiko wie in 2008. Doch die Krise ging auch an ihnen nicht spurlos vorbei. Vieles wurde durch die Rettungspolitik des Staates abgefangen. Rettungsmaßnahmen für Unternehmen helfen schließlich auch den Banken. Sie mussten deshalb an zahlreichen Stellen nicht um Kreditrückzahlungen bangen. Und der Staat ging mitunter so weit, das Risiko von neu ausgegebenen Krediten zu übernehmen. Dank dieser Unterstützung haben die Banken ihre eigentliche Kernaufgabe – die Bereitstellung von Kredit und Liquidität – letztlich auch in der Krise weitgehend erfüllt. Die Auswirkungen der Krise müssen jedoch weiter beobachtet werden, vor allem da erste Finanzspritzen, wie die vom Bund abgesicherten KfW-Hilfskredite, für die Banken auslaufen.

Banken in ihrer Funktion als Finanzintermediäre können in der Krisenbewältigung helfen. Doch dafür müssen sie selber stabil bleiben.

Schattenbanken: unter dem Radar

Eine stetig wachsende Gefahr entkommt dagegen der Überwachung der Bankenaufsichten oft von vornherein. Viele Finanzinstitute, die wie eine Bank aussehen und sich wie eine verhalten, sind gar keine. Denn oft handelt es sich nicht um eine Bank, sondern um eine Schattenbank.

Schattenbanken sind Finanzinstitutionen, die bankähnliche Funktionen übernehmen. Das heißt, sie verleihen Geld, legen es an, investieren in den Finanzmarkt und vieles mehr. Es gibt nicht die eine Schattenbank, man kann sich diese Institute eher wie einen bunten Strauß vorstellen: Hedgefonds, Private-Equity-Firmen, Vermögensverwalter, Geldmarktfonds, Investmentfonds, Pensionsfonds und viele weitere. Der große Unterschied ist: Sie haben keine Banklizenz und werden kaum reguliert.

Wie Private Equity-Investoren im Bereich der Pflege arbeiten, haben wir uns übrigens in einer Studie genauer angeschaut. Dies zeigt: Schattenbanken haben nicht nur auf die Finanzstabilität Einfluss, sondern auch auf den Alltag vieler Menschen.

BlackRock & Co.

BlackRock, der mit mittlerweile über 10 Billionen US-Dollar verwaltetem Vermögen größte Vermögensverwalter der Welt, kann exemplarisch als einer der prominentesten Vertreter der Schattenbanken-Zunft genannt werden. Das Kerngeschäft des Unternehmens sind börsengehandelte Fonds (Exchange Traded Funds, ETFs). Zusammen mit Vanguard und State Street beherrscht BlackRock drei Viertel des ETF-Weltmarktes. Außerdem bietet BlackRock noch Beratung, Risikomanagement und Risikoanalyse an.

BlackRock & Co. sind mit ihrer Größe und Verflechtung systemrelevant und werden trotzdem nicht konsequent reguliert. Problematisch an der Rolle von BlackRock und Co. sind außerdem der wettbewerbsfeindliche Einfluss und Interessenkonflikte, die sich aus der Überlappung der unterschiedlichen Geschäftsfelder ergeben. Große Vermögensverwalter wie Black Rock haben viel Macht im heutigen Finanzsystem. Wir haben Entflechtungs- und Regulierungsvorschläge für Blackrock & Co. entwickelt.

Eine Politik, die die Krisenhaftigkeit unseres Systems bei der Regulierung mitdenkt

Die ständigen großen und kleineren Krisen haben die politischen Entscheidungen der letzten Jahre geprägt, nicht zuletzt auch die durch Finanzunternehmen ausgelöste Finanzkrise. Die politischen Entscheidungen sind dann zu selten vorausdenkend und die Wahrscheinlichkeit ist, dass auch in den nächsten Jahren Politik in starkem Maße krisengetrieben sein wird. Das ist insbesondere für die Finanzregulierung gefährlich, da große Umbrüche wie die ökologische Krise bevorstehen, die eine vorausschauende Politik erfordern. Statt krisengetriebenem Handeln bräuchte es eine Politik der Resilienz und Krisenvermeidung. Lesen Sie, wie diese Politik Krisenhaftigkeit mitdenken und gezielt Vorbereitung treffen kann, um Krisenmomente für zukunftsfähige Politik zu nutzen.

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