Presse­mitteilung

Analyse von Finanzwende Recherche zeigt große Lücken bei Daten zu Überschuldung

27.03.2024

Sehr geehrte Damen und Herren,

In Deutschland gibt es keine solide Datengrundlage für den Kampf gegen Überschuldung. Das zeigt eine neue Analyse von Finanzwende Recherche, der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Bürgerbewegung Finanzwende. Die Analyse „Private Schulden, staatliche Misere” zeigt, dass für eine erfolgreiche staatliche Strategie im Kampf gegen Überschuldung wichtige Kennziffern fehlen. Nicht einmal die Gesamtzahl überschuldeter Personen ist demnach solide messbar, Schätzungen gehen von mehr als 5,5 Millionen Menschen aus.

„Wir wissen schlicht zu wenig darüber, wie viele Menschen aktuell in Zahlungsnot sind”, sagt Michael Möller, Referent für Verbraucherschutz bei Finanzwende Recherche und Autor der Analyse. Sicher sei nur, dass private Überschuldung ein ernstes Problem ist, mit weitreichenden Konsequenzen für die Betroffenen. „Das beginnt mit einer Einschränkung der gesellschaftlichen Teilhabe, zum Beispiel wenn das Geld für den Sportverein fehlt, und kann bis zur Stromabschaltung oder gar Wohnungslosigkeit führen.” Sinnvoll bekämpfen lasse sich das Problem jedoch nur auf Basis gesicherter Daten zur Entwicklung von Überschuldung in Deutschland. Auch an belastbaren Zahlen zu Angebot und Nachfrage bei Schuldnerberatung mangele es.

Ein zentrales Problem der vorhandenen Daten zu Menschen in Zahlungsnot ist den Angaben nach, dass Überschuldungszahlen derzeit nicht monatlich oder quartalsweise erhoben werden. Genau das sollte aber das Ziel sein, sagt Michael Möller. „Wir sollten Überschuldung als gesellschaftliches Problem so ernst nehmen wie Arbeitslosigkeit. Entsprechend brauchen wir ein festes und aktuelles Zahlenfundament, um Überschuldung erfolgreich zu bekämpfen.”

Die Analyse schlägt vor, zunächst die Entwicklungstendenz bei Überschuldung zu erfassen. Fünf Variablen könnten dafür den Angaben nach herangezogen werden, basierend auf dem sogenannten Indikatorenmodell von Dieter Korczak und der GP-Forschungsgruppe. Darunter sind etwa die vom Statistischen Bundesamt erfassten Zahlen der Personen in Schuldnerberatung und der eröffneten Verbraucherinsolvenzverfahren, aber auch die Zahl der Energiesperrungen in Haushalten – ein klarer Hinweis auf Zahlungsschwierigkeiten und damit auf Überschuldung.

Die Analyse und weitere Hintergründe zum Thema Überschuldung finden Sie hier: https://www.finanzwende-recherche.de/unsere-themen/verbraucherschutz/ueberschuldung-im-toten-winkel

Hintergrund

Finanzwende Recherche ist eine gemeinnützige Tochtergesellschaft der Bürgerbewegung Finanzwende. Die Organisation hat sich das Ziel gesetzt, für Aufklärung und kritische Debatten in der Finanzwelt zu sorgen. Dazu erstellt die Denkfabrik Konzepte, Analysen und Studien zu unterschiedlichen Themen und bereitet diese für Öffentlichkeit und Politik auf. Die Analyse „Private Schulden, staatliche Misere” wurde von der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt unterstützt.

Bei Fragen und Interviewwünschen können Sie gerne auf uns zukommen.

Mit freundlichen Grüßen

Tobias Hanraths
Finanzwende Recherche
Motzstraße 32, 10777 Berlin
Mob.: 0160 / 9298 1855

presse@finanzwende-recherche.de 

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