Ein Sparkonto für Menschen mit wenig Geld
- Viele Millionen Menschen haben kaum Ersparnisse. Oft reicht es nur für einen kleinen Notgroschen, der auf dem Giro- oder Sparkonto verstaut ist.
- Bankeinlagen sind zwar schnell verfügbar, aber oft nur niedrig verzinst. Renditestärkere und damit riskantere Anlagemöglichkeiten sind für ein Sicherheitspolster aber keine Alternative.
- Ein Blick ins Nachbarland Frankreich lohnt. Dort stärkt ein risikoarmes Vorzugssparbuch mit Mindestzins die Kaufkraft von Menschen mit wenig Geld.
Rund 40 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland verfügen über ein Bruttovermögen von maximal 10.000 Euro – also vor Abzug von Schulden. Das (gebrauchte) Fahrzeug ist da schon mit eingerechnet. Die verfügbaren Bankrücklagen belaufen sich häufig, wenn überhaupt, nur auf einen Notgroschen von 1.000 bis 2.000 Euro.
Sparkonto als sicherer Hafen
Wer kaum genug Reserven für den Notfall hat, der kann für das Ersparte nicht das Auf und Ab auf den Aktienmärkten riskieren. Ganz im Gegenteil: Es scheint rational, die mühsam ersparte Reserve risikoarm und jederzeit verfügbar anzulegen, um für den Notfall gewappnet zu sein.
Dafür ist für viele Menschen das Sparkonto häufig der sichere Hafen. Allerdings haben Banken Zinserhöhungen in den letzten Jahren häufig nicht an ihre Kund*innen weitergeben. Millionen Sparer*innen haben stattdessen erlebt, wie die Inflation die mühsam ersparte Reserve auffrisst.
Alternative Volksparbuch
In Frankreich sorgt der Staat dafür, dass ärmere Menschen einen Ausweg aus dem skizzierten Dilemma haben und ihr Nachteil bei der Geldanlage begrenzt wird: Banken müssen dort Kund*innen mit erwiesenermaßen geringem Steuereinkommen ein gebührenfreies Konto zur Verfügung stellen – das Livret d’Épargne Populaire („Volkssparbuch“). Als geringes Steuereinkommen galten im Jahr 2025 für eine Einzelperson 22.823 Euro jährlich.
Für das französische Volkssparbuch gilt ein regulierter Zinssatz, der von der Banque de France empfohlen und vom französischen Finanzministerium festgelegt wird. Die Zinsen werden einmal jährlich ausgezahlt und sind steuerfrei. Bezahlt wird der Zins teilweise von den Banken. Das Guthaben ist täglich verfügbar und eignet sich daher als Sicherheitspolster. Anfang 2025 hatten rund zwölf Millionen Französ*innen ein solches Sparbuch.
Ein vergleichbares Sparkonto könnte auch in Deutschland dafür sorgen, dass insbesondere Menschen mit wenig Rücklagen profitieren und der Notgroschen zumindest nicht real an Wert verliert. Der Zins könnte sich am Einlagezins der europäischen Zentralbank orientieren und – wie in Frankreich – teilweise von den Banken gezahlt werden.
Für Millionen Deutsche mit geringen Einkommen wäre es eine Möglichkeit, ihren Notgroschen sicher anzulegen und zumindest ein Minimum an Rendite oder Inflationsausgleich zu erhalten.
Der Armutsnachteil
Rund 35 Millionen Erwachsene gehören zur unteren Vermögenshälfte in Deutschland. Sie können im Schnitt auf 6.000 Euro Bruttovermögen zurückgreifen. Die neue Studie von Finanzwende Recherche zeigt: Vermögensarme Menschen tun sich aufgrund geringer Anlagesummen und niedriger Renditen schwerer als Wohlhabende, eine finanzielle Absicherung aufzubauen. Das hat vielfach strukturelle Gründe.
Wie sich der finanzielle Alltag von Millionen Menschen verbessern ließe
Die Studie „Der Armutsnachteil“ hat gezeigt: Millionen Menschen mit wenig Geld sind am Finanzmarkt strukturell benachteiligt – durch geringe Rücklagen, schlechtere Renditen und höhere Kosten. Lesen Sie hier, wie sich die Lage dieser Personen verbessern ließe.
Aus wenig Geld viel rausholen
Menschen mit geringen Rücklagen haben es bei Geldgeschäften oft schwerer als Wohlhabende. Aber Aufgeben gilt nicht: Sehr oft geht trotzdem noch was. Wer Zeit investiert, Kostenfallen meidet und Produkte vergleicht, schafft sich sehr oft zusätzliche finanzielle Beinfreiheit. Ob Budgetplan, Sicherheitsnetz oder Reservetopf – hier finden Sie zehn Ideen speziell für Menschen mit kleinem Budget.
Webseminar-Reihe: Wie Ungleichheit die Demokratie ausbremst
Finanzwende Recherche hat gemeinsam mit Expert*innen genauer hingeschaur: Wie sieht der Alltag von Menschen mit wenig Geld aus? Warum ist Vermögensungleichheit eine Gefahr für die Demokratie? Und was können Menschen mit wenig Geld tun, um ihre Finanzsituation zu verbessern?
Was früher im Budget lag, geht jetzt nicht mehr
Ein Fahrrad zum Geburtstag für den Sohn? Nicht drin. Mal ins Kino mit Freundinnen? Vielleicht nächsten Monat. Emma*, Mutter von zwei Kindern, lebt finanziell am Limit. Ein Blick in den Alltag einer Alleinerziehenden.
Wenn jeder Euro zählt: Der harte Alltag von Menschen mit wenig Geld
Wer wenig Geld hat, muss oft verzichten. Immerhin 35 Millionen Erwachsene gehören zur ärmeren Vermögenshälfte in Deutschland. Viele von ihnen leben finanziell am Limit und haben kaum Rücklagen. Bei Menschen mit wenig Geld treffen oft hohe Kosten für Finanzdienstleistungen auf ein kleines Budget.

